Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) - Kreisvereinigung Augsburg
Stand: 30.06.2021
VVN/BdA Augsburg - Zwangsarbeiter

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Orte des Gedenkens und der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit

Gögginger Friedhof

1942/1943 wurde in Göggingen an der heutigen Friedrich Ebert-Straße ein Sammellager für Zwangsarbeiter eingerichtet. Es hatte die Bezeichnung "Sammellager V".

Dort waren bis zu 2000 Zwangsarbeiter untergebracht. Sie mussten bei Messerschmitt, der Reichsbahn, der Alpine AG (Ferrozell), Renk und anderen Firmen arbeiten.

Nach der bisherigen Datenlage waren zunächst Kriegsgefangene dort untergebracht dann Zuverlegung von Zwangsarbeitern bzw. Kriegsgefangene wurden zu Zwangsarbeitern. Der Frauenanteil lag 1944 bei ca. 500. Der Großteil der dort Untergebrachten waren Russen, Ukrainer und Weißrussen. Bei den Frauen war es ähnlich.

Neben dem Sammellager in Göggingen gab es noch zwei weitere Lager in Oberhausen (2) und Lechhausen (4), die geplanten Lager 1 und 3 wurden nicht mehr erbaut.

Verstorbene aus dem Gögginger Lager wurden vor der Gögginger Friedhofsmauer ohne Grabstein begraben.

Zu Ende des Kriegs wurden - wahrscheinlich durch die Gestapo - fünf Zwangsarbeiter, Rukov Dimitri, Drugljak Aleksej, Borsov Aleksander, Pischkiv Valentin und Iwan Bratschenko verhaftet. Sie arbeiteten für die Reichsbahn. Heute ist dort der Bahnpark. Grund für die Verhaftung war ein Aufstand unter den Zwangsarbeitern. Die 5 wurden als "Anstifter" und der Sabotage beschuldigt und verhaftet. Wahrscheinlich hatten sie Lokomotiven manipuliert und Flugblätter gegen die Naziherrschaft und den Krieg verbreitet.

Im Gögginger Wäldchen wurden vier der Verhafteten, nachdem Iwan Bratschenko die Flucht gelang, nach qualvoller Folter erschossen und verscharrt. Sechs Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner.

Im Mai 1945 haben dann noch in Göggingen weilende Zwangsarbeiter, die Ermordeten ausgegraben und im Beisein vieler Landsleute ehrenvoll bestattet. Der Zeitpunkt der Aufstellung des Gedenksteins durch ehemalige Lagerangehörige ist nicht sicher bekannt.

Was viele nicht wissen, den vier Ermordeten wird auch auf dem Westfriedhof gedacht. Auf dem Ehrenhain vor dem Denkmal "Zum Gedenken an die hier Ruhenden 235 KZ-Opfer  †1945" liegen seit 1950 32 Gedenksteine, einer hiervon trägt die Namen der vier ermordeten Zwangsarbeiter.

Nach dem Aufstellen des Gedenksteins für die Ermordeten wurden dann jeweils 3 Gedenksteine links und rechts mit den Namen der dort bestatteten 40 Russen/Polen und 12 Russinnen/Polinnen, meist im Alter von 20 Jahren, aufgestellt. Über den näheren Zeitpunkt ist uns nichts bekannt.

Wir hoffen, das die bisher zusammen getragen Fragmente über die Geschichte dieses Ortes weiter aufgearbeitet werden, um den Opfern auch in Zukunft ein Gesicht zu geben.

Zwar lässt die Stadt Augsburg jeweils am Volkstrauertag einen Kranz hier niederlegen. Dieser symbolische Akt bleibt aber ohne Beteiligung von Bürger und Bürgerinnen. Der SPD Ortsverein Göggingen erinnert die Stadt wenn eine Pflege des Ehrenmals mal wieder nötig ist.

Die Inschrift:


„Von Freunden und Arbeitskollegen für
Rukov Dimitri
Drugljak Aleksej
Borsov Aleksander
Pischkiv Valentin
die für ihren antifaschistischen Kampf während der Zeit
des Großen Vaterländischen Krieges der Jahre
1941-45 am 22.4.45 in den Folterkammern der
Gestapo gequält und brutal vernichtet wurden.“

Gedenkfeier nach dem Krieg

80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion

m 22. Juni 2021, dem 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion legten Mitglieder der VVN-BdA Kreisvereinigung Augsburg am Ehrenmal auf dem Gögginger Friedhof Blumen nieder.

Ein zentraler Gedenkstein und jeweils drei links und rechts davon aufgestellte Steintafeln erinnern an 52 junge Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion/Polen, die kurz vor Kriegsende den Nazimördern zum Opfer fielen und 1945 von "Freunden und Arbeitskollegen" im Beisein vieler Überlebender und noch in Göggingen weilender Landsleute an der Friedhofsmauer ehrenvoll bestattet wurden.

Einige tausend Frauen und Männer aus Russland, der Ukraine, Weißrussland und anderen Ländern wurden in den großen Augsburger Rüstungsbetrieben wie z. B. Messerschmitt und Renk unter schlimmsten Umständen zur Arbeit gezwungen oder als Kriegsgefangene misshandelt. Viele davon sind "für ihren antifaschischen Kampf (...) in den Folterkammern der Gestapo gequält und brutal vernichtet worden" (Inschrift auf dem Ehrenmal).

8. Mai 2016 - Gedenkfeier am Mahnmal für russische und ukrainische ZwangsarbeiterInnen

an unserer Gedenkfeier auf dem Gögginger Friedhof nahmen über 40 Menschen teil. Nach der Begrüssung wurde an das Ende des faschistischen Deutschlands erinnert. Fragmente der Schicksale der an diesem Platz bestatteten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeit wurde in deutsch und russisch vorgetagen. Zum Ende wurden von sechs TeilnehmerInnen die Namen der Opfer vorgelesen.

Rede zur Gedenkveranstaltung >>

Ein Gedenkstein erinnert an 4 ermordete Zwangsarbeiter. Sie wurden im Mai 1945 von ehemaligen ZwangsarbeiterInnen und vieler Landsleute ehrenvoll bestattet. 6 weitere Steine tragen die Namen von 42 gestorbenen ZwangsarbeiterInnen aus dem Sammellager V.
 
Gedenksteine für die umgekommenen Zwangsarbeiter
Sauljak Slawian
Schelesnow Nikolai
Schinkorowa Maria
Solowjew Wassili
Strelkowa Katharina
Suchanetzki Ludwig
Tarka Franz
Tatarina Anna
3 unbekannte Russen
Perreligin Maxim
Petschenko Jakob
Pitschuen Grigoriy
Podolijanez Dunia
Potapowa Daria
Prisunka Iwan
Protassow Paul
Sacharow Wassili
Darokina Adria
Lebedewa Skulina
Leschko Wassili
Lesik Sergej
Lewtzki Leonid
Loktinow Alexander
Marolski Peter
Nosow Grigoriy
Oschisko Mieczyslaw
Kapelkina Domna
Karbainow Wassili
Karutin Andre
Knabl Romeo
Kolosow Wassili
Kowton Feodor
Krykikowa Tatjana
Kuskin Viktor
Durnjapin Natalie
Fedortschenko Feodor
Franek Oldrich
Fugol Paul
Harbusjuk Miachel
Hworostian Morenka
Jewdokija Paweljuk
Jewtuch Fjodor
Antipow Michail
Artjemow Jegor
Bachenjuk Tatjana
Bichowetz Alexander
Bidorenko Wassili
Biedron Ladislaus
Detnow Timofei
Durko Jerzy