Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) - Kreisvereinigung Augsburg
Stand: 2006
20. Juli 2003 Nazianschlag in der Kapellenschule Oberhausen

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In der Nacht vom 20. Juli verwüsteten Nazis den Raum für Hausaufgabenbetreuung an der Kapellenschule in Oberhausen und schmierten faschistische Symbole und Parolen. Die Schüler haben den Kellerraum in jahrelanger Gemeinschaftsarbeit selbst gestaltet. Der Anschlag muss als ein direkter Angriff auf die interkulturelle Zusammenarbeit an der Schule gewertet werden.
Die Kapellenschule ist die größte Hauptschule Schwabens mit über 600 Schülern, darunter viele Kinder von Migranten. Es war eine der ersten Schulen, an denen die Schulsozialarbeit eingeführt wurde und sie ist dort auch dringend nötig. von einer engagierten Lehrerschaft werden viele Schulprojekte unterstützt, die Schulleiterin ist in der GEW organisiert und dezidiert antirassistisch: Das Miteinander, befruchtet durch die Lebendigkeit, die die Schüler aus den verschiedenen Kulturen mit einbringen, gehöre zu einem Wesenselement der Kapellenschule. "Wir arbeiten an unserer Schule darauf hin, dass wir andere Kulturen schätzen lernen, wenn einer eine rechtsradikale Gesinnung mitbringt, dann hat er keine Chance, hier zu landen".
Die Augsburger Allgemeine spielt den Anschlag im Lokalteil in einer kleinen Notiz herunter und verschweigt sogar den faschistischen Hintergrund. Umso beachtlicher ein ausführlicher Bericht in AZ vor Ort Ausgabe Pfersee Oberhausen.
Der Vorfall muss nicht nur als ein gezielter Anschlag auf eine antirassistische und kooperative Schulpolitik betrachtet werden. Das Datum des 20. Juli (Attentat auf Hitler) zeugt vom Zusammenhang mit dem Nazitum und von strategischer Planung. Der Tatort Oberhausen läßt auf die Absicht schließen, an den überdurchschnittlich hohen Anteil an REP-Wählern in diesem Stadtteil anzuknüpfen.
Dass die Stadtentwicklungspolitik in Oberhausen jahrzehntelang im Argen lag und die Kapellenschule jetzt zu den Schulen gehört, an denen die Schulsozialarbeit wieder auf der Kippe steht, gibt doch sehr zu denken. Solche Fahrlässigkeiten in der Kommunalpolitik - zu einem Gutteil natürlich auch von der CSU-Landespolitik zu verantworten - können sich böse rächen. Peter Feininger (Bild AZ vor Ort)

Oberhausen, ein Zentrum für Nazis?

Ergebnisse der Europawahlen 1989 in Augsburg, Auszug aus der Broschüre Hakennuss und Zirbelkreuz
.Des weiteren ist auffällig, dass die REP in den einzigen zwei Stadtteilen, in denen die SPD höher in der Wählergunst lag als die CSU, zwei ihrer sieben Spitzenergebnisse hatten (Hochfeld CSU 29,2%, SPD 30,7%, REP 25,4% und Bärenkeller CSU 29,3%, SPD 34,1%, REP 23,8%). Ihr höchstes Ergebnis erzielten die REP in Oberhausen-Nord, einem Viertel, das eine ähnliche soziale Struktur wie das Hochfeld aufweist (25,7%). Im Bezirk Links der Wertach-Süd erzielten die REP 23,6%, die Volksparteien hielten sich nahezu die Waage (CSU 32,8%, SPD 27,6%). In Lechhausen-Süd errangen die REP 23,8% der Stimmen und lagen damit nur 1,5% hinter der SPD. Die CSU hatte dort 35,1%. Im Wolfram- und Herrenbachviertel, wo die Volksparteien in etwa in ihrem Schnitt lagen (CSU 35,3% - CSU-gesamt 37,8% - und SPD 26,3% - SPD-gesamt 25,0%) stimmten 23,6% der Wahlberechtigten für die REP. Ihr dritthöchstes Ergebnis erreichten die REP in Haunstetten- West mit 24,4% der gültigen Stimmen. Weiterhin erreichten die REP in 15 weiteren Vierteln zwischen 19,6% und 23,0%, lagen in diesen also über den Stadtschnitt (19,6%). In 11 weiteren Bezirken und bei den Briefwählern errangen sie zwischen 16,1% und 19,5%. Der bayernweite Schnitt betrug 14,9%. 25 In den verbleibenden acht Stadtbezirken fielen sie nie unter 12,4%. Allein in den Anstaltsbezirken erreichen die REP nur 4,5%. In absoluten Zahlen gesprochen, hatten die REP mehr Prozent der Stimmen als die SPD in ihren Hochburgen in einigen anderen Stadtteilen. Ein Vergleich mit der FDP erübrigt sich an dieser Stelle, da sie in allen Stimmbezirken weit unter den REP lag. Im Stadtschnitt erreichte die FDP lediglich 3,6% der abgegebenen Stimmen. Die REP waren bei der Europawahl 1989 drittstärkste Kraft in Augsburg. Des weiteren ist auffällig, dass es sich bei den REP-Hochburgen dieser Wahl nicht mehr um die klassischen NSDAP-Bezirke von 1933 handelt, wie es bei den NPD-Ergebnissen von 1966 und 1969 durchaus der Fall war. Das zeigt zum einen die relative Nähe der NPD-Wählerschaft 1966 und 1969 zur NSDAP, zum anderen legt es den Schluss nahe, dass es sich bei der Europawahl 1989 eindeutig um eine "Denkzettelwahl" für die etablierten Parteien handelte. Das Wahlverhalten der Bevölkerung bei Europawahlen erscheint nahezu diametral im Vergleich zu nationalen Wahlen, da dem Europaparlament so gut wie kein Einfluss zugestanden wird, da es so weit abseits liegt und der Bevölkerungsdurchschnitt sowieso nichts von seiner Tätigkeit mitbekommt...
Zum Download der gesamten Broschüre Hakennuss und Zirbelkreuz unter »»

Anmerkung: Die Autoren von "Hakennuss und Zirbelkreuz" haben neben den Stimmen für die REP (19,6% in Augsburg) noch die 1,2% übersehen, die DVU gewählt haben - übrigens mit den gleichen innerstädtischen Schwerpunkten. In Augsburg-Land (Nord) waren die REP z.T. noch erfolgreicher, vor allem ganz im Norden nahe Wertingen. In Aretsried waren sie sehr stark (Unterstützung vom Milch-Müller!) und in Emmersacker, schon fast bei Wertingen, übertrafen sie mit 38,7% sogar die CSU und wurden stärkste Partei. Gerhard Rampp